Maischen bzw. Einmaischen
Darunter versteht man das Vermischen von geschrotetem Malz mit Brauwasser. Es dient zudem dazu, die noch unverzuckerte Stärke aufzuquellen, damit sie von den jeweiligen Enzymen ► bei den entsprechenden Rasttemperaturen verfügbarer, d.h. leichter zugänglich gemacht und somit besser abgebaut werden kann.
Damit bei der Zugabe des geschroteten Malzes die Maische später nicht verklumpt bzw. die Temperaturverteilung und Wasserkontakt möglichst gleichmäßig ist, ist es vorteilhaft, ein geeignetes Rührwerk zu verwenden. Ich empfehle und verwende einen Mattmill Impeller-
rührer ►, mit zusätzlichem Rührwerkpropeller ►.
Wie man in den beiden Videos erkennen kann, wird die Maische in der Mitte eingezogen, nach unten transportiert und an die Außenwand von unten wieder nach oben geführt. Das von mir verwendete Mattmill Rührwerk mit unterstützendem Propeller bietet zwei Geschwindigkeiten ein: 40 U/Min. und 60 U/Min.
Rühren der Maische mit Impellerrührwerk bei 40 U/Min.
Rühren der Maische mit Impellerrührwerk bei 60 U/Min.
Ich fahre immer mit der schnellen Rührgeschwindigkeit, da die Maische aus vielen Festkörpbern besteht, die eine einheitlich Temperaturmessung deutlich erschwert. Bei der hohen Umdrehungszahl wird diese Messung stark erleichtert und führt nicht zu den gefürchteten Temperatursprüngen, die bei einer ungenügenden Rührgeschwindigkeit zwangslöufig sind.
Die Enzyme, wichtige Helfer bei der Maischearbeit.
Einfach gesagt sind Enzyme Biokatalysatoren, die bestimmte chemische Reaktionen in Gang setzen und beschleunigen. Das tun sie optimal bei jeweils passenden Temperaturen und pH-Werten. Enzyme können nicht - wie man vielfach lesen kann - abgetötet werden. Es sind keine Organismen (wie z.B. Bakterien). Da die beim Brauen tätigen Enzyme Proteine sind, werden sie inaktiviert (im Prinzip vergleichbar mit eine Eiweißgerinnung wie beim Eierkochen), sobald die entsprechenden Temperaturen zu hoch werden.
In der folgenden Tabelle sind mal die wichtigsten Brauenzyme mit deren jeweiligen Temperatur- und pH-Optima, sowie deren Wirkung aufgelistet:
Rasten - wichtige Pausen beim Brauen
Wer rastet, der rostet, heißt es im Volksmund. Das gilt jedoch nicht für Enzyme, im Gegenteil. Damit sie ihre Arbeit optimal verrichten können, brauchen sie Zeit. Rasten bedeutet also, dass man eine bestimmte Temperatur für eine gewisse Zeit hält, damit die Enzyme entsprechend ihrer spezifischen Funktion tätig werden können. Über die Länge der Rasten hat man eine gewisse Steuerungsmöglichkeit. Bei der Maltoserast z.B. kann man so steuern, wieviel Alkohol später bei der Gärung gebildet wird. Je länger diese Rast geführt wird, umso mehr Stärke wird zu vergärbaren Zuckern umgesetzt. Mehr Zucker bedeutet mehr Alkohol im späteren Bier.
Die verschiedenen Rasten im Einzelnen
Man unterscheidet im Wesentlichen: Eiweißrast -- Maltoserast -- Verzuckerungsrast. Jede Rast findet bei einer bestimmten Temperatur statt, die das Optimum für die jeweiligen Enzyme darstellt. Gleichzeitig arbeiten die spezifischen Enzyme in bestimmten optimalen pH-Bereichen. Ich stelle daher mein Brauwasser mit 80%-iger Milchsäure auf einen pH von 5,6 ein.
Dieser pH-Wert bildet die obere Grenze der zuerst wirkenden stärkeabbauenden β--Amylase und gleichzeitig die untere Grenze des anderen stärkeabbauenden Enzyms, der α-Amylase und für mich somit der optimale pH-Wert, um beiden Enyzmen gleichzeitig ein effektives Milleu zu bieten. Bei der pH-Werteinstellung des Brauwassers ist unbedingt zu beachten, dass die eingesetzten Malze den pH-Wert mehr oder weniger stark senken. Caramelmalze deutlich stärker als einfaches Pilsner Malz z.B.
Der Vollständigkeit halber: Über diese Rasten hinaus gibt es aber noch weitere Rasten, z.B. beim Weizenbier die sog. Ferulasäurerast. Die Weizenbierhefen (und nur diese) spalten diese Substanz aus den Pentosanen ab. Die Ferulasäure ist die Vorstufe für das 4-Vinylguajacol, welches das für viele Weizenbiere typische Nelkengewürzaroma darstellt. Während dieser Rast wird ein spezielles Enzym, die Maltase, tätig. Sie sorgt für einen erhöhten Glucoseanteil, der den Gehalt an Ferulasäure erhöht.
Beim Roggenbier ist eine Pentosanrast (manchmal auch Gummirast genannt) wichtig, da Roggenmalz - im Vergleich zu anderen Malzen - einen erhöhten Anteil an sog. Pentosanen (das sind Schleimstoffe) aufweist. Pentosane sind chemisch gesehen Hemi-Zellulosen und somit Zellbestandteile. Diese erhöhen durch Quellung die Viskosität der Maische enorm. Sie können die spätere Läuterarbeit zu einer extrem langwierigen Geschichte werden lassen. Das Enzym Xylanase sorgt dafür, dass der größte Teil dieser Pentosane abgebaut und somit ein störungsfreies Läutern gewährleistet wird. Diese Rast ist aber erst bei Schüttungsanteilen von deutlich mehr als 40% erforderlich.
Meine Standardrasten, wie ich sie meist fahre
1. Die Eiweißrast
Sie findet bei den heutzutage gut gelösten Malzen bei ca. 57 °C statt und sollte etwa 10 Min. eingehalten werden. Typisch ist der weiße Schaum, der sich an der Oberfläche bildet. Das ist die Luft, die sich zwischen dem geschroteten Malz befunden hat und nun an die Oberfläche gestiegen ist und in Verbindung mit Eiweißen aus dem Malz eben diesen feinen Schaum ergeben. Das ist auch gut so, denn je weiniger Sauerstoff im Rahmen des Maischens eingebracht wird, um so besser ist es für die Qualität des späteren Bieres.
Bei der Eiweißrast verrichten die Proteasen, also die eiweißabbauenden Enyzme, ihre Arbeit. Das ist wichtig, damit es später einen schönen Bierschaum gibt. Eigentlich braucht man bei den heutigen Malzen gar keine Eiweißrast mehr zu halten. In dem Zusammenhang kommt eine Malzkennzahl, die sog. Kolbachzahl ► zum Tragen.
Ich hatte allerdings mal ein Malz, das bezüglich der guten Löslichkeit an der Grenze lag und prompt traten Schaumprobleme auf, als ich die verkürzte Eiweißrast mal weggelassen hatte. Daher führe ich seitdem stets diese verkürzte Eiweißrast durch, da sie auf jeden Fall nicht schadet, auch wenn man ein sehr gut gelöstes Malz verwendet.
2. Die Maltoserast
Sie findet bei 60 - 65 °C statt und ermöglicht dem Enzym β-Amylase die Stärke (Vielfachzucker) zu vergärbaren Zuckern (Zweifach- und Einfachzucker) abzubauen. Dabei werden die Stärkeketten von außen her angeknabbert und im Wesentlichen zu Zweifachzucker (Maltose) umgewandelt. Die Enzyme können nur gerade Ketten abbauen, sobald sie an eine Molekülverzweigung ankommen, geht' s nicht mehr weiter.
Die Rastdauer beträgt 30 - 60 Min. Vereinfacht kann man sagen: Je kürzer sie dauert, um so süßlich-malziger und alkoholärmer wird das Bier. Je länger sie dauert, um so trockener und alkoholreicher wird das Bier. Über die Rastdauer der Maltoserast kann man also mitentscheiden, in welche Richtung das spätere Bier geschmacklich mal gehen soll. Die Maische wird langsam dunkler, da vor allem Maltose in Lösung geht und die Maillardreaktion ► ihre Effekte zeigt.
3. Die Verzuckerungsrast
Sie findet bei 70 - 75 °C statt und ermöglicht der α-Amylase ihre Tätigkeit zu verrichten. Sie spaltet die noch übriggebliebenen verzweigten Stärkeketten von der Mitte des Moleküls her zu Dextrinen und Grenzdextrinen ab, die für die Vollmundigkeit mitverantwortlich sind. Es empfiehlt sich - vor allem aus geschmacklichen Gründen - die Rast mind. 20 Min. zu halten. Ich halte diese Rast für 25 Min. Das ergibt stets vollmundige Biere mit einem entsprechenden Mundgefühl. Welchen Einfluss die Länge und die Temperatur dieser Rast besitzt, kann man in dieser Tabelle ► sehr schön erkennen. Zudem werden dadurch Glycoproteide gelöst, die eine zusätzliche schaumstabilisierende Wirkung besitzen. Die Maische nimmt weiter an Farbe zu, da die Maillardreaktion weiterhin greift.
Die Jodprobe
Ob die gesamte Stärke zu vergärbaren Zuckern abgebaut wurde, kann man mit der sog. Jodprobe testen. Jod verfärbt durch eine bestimmte Reaktion noch verbliebene Reststärke tiefblau. Im allgemeinen sollte die Jodnormalität nach ca. 15 bis 20 Min. bei ca. 72 °C erreicht sein.
Positiv = viel Stärke Halbpositiv = Reststärke Negativ = keine Stärke mehr
vorhanden
Kleine Anmerkung: Das Maischeschema für meine Bier ist stets gleich, lediglich die Rastzeit bei der Maltoserast variiert, abhängig davon, welche Hefe ich einsetze (es gibt ja Hefen die nicht so hoch vergären, da verlängere ich gerne mal die Rastzeit) und ob das spätere Bier eher trocken werden soll (und somit mehr Alkohol enthält) oder ob es eher vollmundig-malziger werden soll:
1. Einmaischen bei 60 °C ===> ergibt 57 °C.
2. Eiweißrast bei 57 °C für 10 Min. (reicht bei den heutzutage gut gelösten Malzen aus, um
einen schönen Schaum zu produzieren).
3. Maltoserast bei 63 °C für 35 Min. für 13 °P Standardbiere und Standardhefe. Für Bockbier
sind es 45 Min. und für Altbier mit der von mir dafür bevorzugten Hefe raste ich 60 Min.
Das ergibt ein ausgewogenes Verhältnis von Vollmundigkeit und Alkoholgehalt.
4. Verzuckerungsrast bei 72 °C für 45 Min. (wichtig, um erntebedingte
Malzqualitätsunterschiede auszugleichen, vor allem aber zur Steigerung der Vollmundigkeit
(es werden nicht vergärbare Dextrine gebildet) und Verbesserung der Schaumstabilität durch
Lösung von Glycoproteiden).
5. Aufheizen auf 78 °C für etwa 1 Min., um maximal vergärbare Zucker zu lösen und die
Viskosität zu erniedrigen, was die Läuterarbeit ein wenig erleichtert.
Anschließend abläutern, 10 Min. Läuterruhe halten (damit sich die Treber als Filterschicht ausbilden können) und mit den Nachgüssen die Treber auslaugen.