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Gärung

Prinzipiell hat man die Möglichkeit, eine flüssige Hefe oder eine Trockenhefe zu verwenden. Ich habe lange Zeit Flüssighefen mit sehr guten Geschmackserfolgen eingesetzt. Aber die von mir verwendeten Flüssighefen müssen stets aufgepäppelt werden und zeigen zudem ein mitunter recht träges Gärverhalten (gilt für die Wyeast® Hefen, die geschmacklich freilich Referenzklasse sind).

Seitdem mir zudem mal in den Sommermonaten ein Sud wegen viel zu langer Gärzeit zu Essig wurde, habe ich mich entschlossen, auf Trockenhefen umzusteigen und bereue diesen Schritt bisher nicht.

 

Denn Trockenhefen sind innerhalb von längstens 1 Stunde einsatzbereit und man erhält knapp 200 ml aktive Hefesuspension, die das Bier im Schnitt in weniger als 6 Stunden ankommen lässt. Ich empfehle, den Sud komplett ausgären zu lassen und dann die Karbonisierung (Rezenz) mit Traubenzucker einzustellen.
 

Achtung: Für die korrekte Berechnung der erforderlichen Zuckermenge, ist es dabei wichtig zu wissen, welche Maximaltemperatur nach Abschluss der Hauptgärung geherrscht hat. Denn je höher die Temperatur des Jungbieres ist, desto weniger Kohlensäure wird gelöst, was daran liegt, dass sich Kohlensäure um so mehr löst, je kälter das Jungbier ist. Das heißt, es geht dem Bier Kohlensäure verloren. Da die Hauptgärung aber bereits abgeschlossen ist (kurz vor dem Abfüllen), wird auch kein Kohlendioxid mehr nachgebildet. Also ist die höchste notierte Temperatur entscheidend für die richtige Zuckermenge. Sonst kann es später u.U. recht schale bzw. kohlensäurearme Biere geben.

In den letzten Jahren hat sich auf dem Trockenhefegebiet viel getan. Waren damals in den Mittachtzigern diese, an Backhefe erinnernden, Trockenhefen geschmacklich noch recht grauslich, bieten die heutigen Trockenhefen die Möglichkeit, geschmacklich hervorragende Biere zu erzeugen. Und inzwischen nimmt auch die Anzahl an Trockenhefen mit speziellen Gär-, bzw. Geschmackseigenschaften ständig zu. Allerdings gibt es immer noch diverse Hefestämme, die sehr interessant sind. Da sich aber nicht jeder Hefestamm für eine Trocknung eignet, sind die Flüssighefen immer noch im Vorteil, was die Vielzahl an Hefestämmen anbelangt.

Das Anstellen
Unter Anstellen versteht man das Zugeben von gäraktiver Hefe zur abgekühlten Würze.

Trockenhefe bereite ich wie folgt vor:
Ca. 1 Stunde vor dem Anstellen gebe ich die Tütchen Hefe (ich verwende 2 Tütchen a 11 g für eine Sudgröße von etwa 25 bis 35 Liter) in ca. 150 ml abgekochtes und abgekühltes Wasser. Dann etwa 15 Min. warten und anschließend vorsichtig schwenken, bis sich alle an der Gefäßwand haftenden Hefereste abgelöst haben. Nun wird ein gestr. TL Haushaltszucker dazugegeben und durch Schwenken gut aufgelöst. Damit lässt sich dann prüfen, ob die Hefe gäraktiv ist. Es bildet sich nämlich in rel. kurzer Zeit ein keckes Schaumhütchen, daher am besten ein genügend grosses Gefäß wählen und nicht fest verschließen. Dann möglichst warm stellen (Nähe Heizung oder sonniges Fenster oder auf der Kaffeemaschine). Insgesamt erhält man so ca. 200 ml gäraktive Hefesuspension, die man direkt zur Würze geben kann:

Hefe.jpg

Die Hefe ist nun einsatzbereit

Die vier Stadien der Hauptgärung

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AnkommenUeberweissen_edited.jpg

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1: Das Ankommen der Hefe nach ca.
    6 - 8 Stunden 

2: Das sog. Überweißen, der Sud ist komplett
    mit feinporigem, weißem Schaum bedeckt.

HochkraeusenSchlauchreife_edited.jpg

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3

3: Das Hochkräusenstadium (Hauptgäraktivität)

4: Kurz vor Beendigung der Hauptgärung ist 
    das Bier schlauchreif
(für das grün schlauch- 
    en).

Mein brandneuer Gärbottich, der im Gegensatz zum alten keinen "Ploingboden" aus Blech hat, sondern durchgehend massiv mit 1 mm Wandstärke ausgelegt ist. Zudem besitzt er nun eine Literskala und ist als Triclampversion ausgeführt. Es ist ein 50 L Edelstahlbehälter mit zerlegbarem Edelstahlkugelhahn und Gärspund von BRWPGDNA. Bei meinen ca. 25 - 30 L Suden ist dadurch genügend Steigraum für die Hochkräusen verfügbar, sodass es nicht dazu kommt, dass die Kräusen oben aus dem Gärspund gedrückt werden.

Gaerpott_neu.JPG
GaerpottLiterSkala.JPG

Im untenstehenden Bild (Blick von oben in den Gärbottich) sieht man, wie das aussieht, wenn die Hauptgärung noch nicht VOLLSTÄNDIG abgeschlossen ist. Man kann neben kleinen Schauminseln (das ist kein Schimmel) auch gut hellbraune Partikel erkennen. Dies sind mit Hopfenharz verklebte Hefepartikel, die sich an der Oberfläche absetzen:

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Blankooberflaeche.jpg

Und so sieht es aus, wenn die Hauptgärung KOMPLETT abgeschlossen ist: Die Oberfläche ist blank. Nun kann abgefüllt werden. Je nach Bier und verwendeter Hefe können durchaus noch Hefepartikel und abgesetzte Hopfenharze an der Oberfläche schwimmen, aber es sollte kein Schaum mehr zu sehen sein.

Es ist aber trotzdem möglich, einen Gärbottich deutlich höher zu befüllen, wenn man dann ein sog. blow-off System anbringt.

Damit werden die Kräusen (und die Kohlensäure) in einen Eimer mit Wasser abgeleitet. Die Einsatzweise ist aus dem folgenden Bild leicht zu erkennen:

​​​In dem untenstehenden Bild (der leere Gärbottich, nachdem abgefüllt wurde) ist anhand der abgelagerten Hopfenharze gut zu erkennen, wie hoch die Kräusen bei der Hauptgärung gestanden haben (hier knapp 9 cm). Wie hoch die Kräusen aufsteigen, hängt vom Biertyp, von der eingesetzten Hefe und der Hopfenmenge ab.
Es ist also von Vorteil, den Gärbottich nicht bis zum Anschlag zu befüllen, sondern genügend Steigraum (empfohlen wird ca. 30 %) für den Schaum mit einzuberechnen, damit es später nicht oben aus dem Gärspund schäumt und eine entsprechende Sauerei verursacht.

SteigraumHopfenharze.JPG

Die Kühlkiste
Wenn man keine Möglichkeit hat, bei 19 - 20 °C zu vergären oder bei wem es im Sommer in der Wohnung für Obergärige Biere zu warm ist, dann wäre die folgende kleine Bastelei eine Möglichkeit, gute Gärbedingungen realisieren: Mit der Kühlkiste.
Dazu braucht Ihr ein paar 4 cm dicke Styroporplatten und ein Elektrokühlbox (auf Basis eines Pelletier-Elementes). Ich habe mich für die Variante entschieden, die sowohl 12V als auch 220 Volt bietet. Es reichen preisgünstige Teile wie meines aus, das 59 Euro gekostet hat.

 

In einen Styropordeckel wird ein Ausschnitt in der Größe des Kühlboxdeckels geschnitten. Das Ganze steuere ich dann noch mit einem Inkbird Thermostaten. Kostet etwa 35 Euro.

Damit ist es möglich, auf konstante 19 °C Gärtemperatur einzustellen, ideal für obergärige Biere.

Kuehlkiste.jpg
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